HomeVorhersageStationInstrumenteWetterübersichtTagesdiagrammWoche/MonatJahreswerteStatistikFotos/BerichteWebcamZeitrafferImpressumDatenschutz



Sachsen heute     
Sachsen morgen    
Sachsen übermorgen    
Sachsen kommende Tage    
10 Tage    
Thema des Tages        
Vorhersagediagramme        




Wetter aktuell

Ungewöhnlich ruhiger tropischer Atlantik!


Während über Nordwest- und Mitteleuropa teils kräftige Sturmtiefs das
Wettergeschehen beeinflussen, ist der mittlere Atlantik schon seit
Tagen sturmfrei. Und das, obwohl dort gerade der Höhepunkt der
atlantischen Hurrikan-Saison abläuft.




Hurrikan ERIN entwickelte sich vom 15. zum 16. August über dem
südwestlichen Atlantik in einer beeindruckenden Zeit von lediglich 25
Stunden von einem Tropensturm zu einem Hurrikan der höchsten
Kategorie 5! Er war der erste und zugleich auch der bisher letzte
Hurrikan in dieser Saison. Nach ERIN entwickelte sich allerdings am
23. August der vorerst letzte tropische Sturm der diesjährigen
Hurrikan-Saison. Dieser Sturm wurde auf den Namen FERDINAND getauft.
FERDINAND vollzog am 28. August seine extratropische Umwandlung und
verlagerte sich anschließend in Richtung Westeuropa bevor er sich
auflöste.


Nachfolgend gab es bis zum heutigen Tag keinen weiteren tropischen
Sturm im Atlantik mehr. Und auch die Vorhersage für die nächsten 7
Tagen zeigt nur wenig Aktivität über dem mittleren Atlantik.
Lediglich eine aktuell noch schwach ausgeprägte Störung könnte sich
zum Ende der kommenden Woche zu einem Tropensturm entwickeln. Ein
Blick in die Statistik zeigt, dass es bisher seit 1950 erst einmal
vorkam, dass sich vom 29. August bis zum 16. September während der
klimatologischen Hochphase der atlantischen Hurrikan- Saison kein
einziger Sturm bildet. Deshalb stellt sich die Frage: Was sind die
Gründe für diese außergewöhnlich ruhige Phase?


Damit sich tropische Störungen zu einem Hurrikan entwickeln können,
ist es förderlich, dass die Umgebung eine hohe Feuchtigkeit und
Instabilität aufweist. Betrachtet man allerdings die Bedingungen in
den letzten Wochen über dem mittleren Atlantik, zeigt sich eine
ungewöhnlich trockene und stabil geschichtete Troposphäre. Ein Grund
dafür ist ein sehr stark ausgeprägtes Hochdruckgebiet über dem
subtropischen Atlantik. Dabei ergibt sich auf der Ostseite des
Druckgebildes ein bis in die Tropen reichender Strom von sehr
trockener Luft. Dadurch wurde vorhandene Konvektion über dem
tropischen Atlantik stark unterdrückt. Außerdem spielt dabei auch ein
tropischer Trog in der höheren Troposphäre eine wichtige Rolle. In
den letzten Wochen wurde dieser über dem westlichen subtropischen
Atlantik beobachtet. Der Trog transportierte trockene,
konvektionshemmende Luftmassen von den Subtropen in die Tropen. Zudem
sorgt er auch für eine erhöhte Windscherung in seinem
Einflussbereich. Dadurch werden trockene Luftmassen von höheren
Schichten in tiefere troposphärische Schichten transportiert und
somit jegliche tropische Konvektion unterdrückt.


Normalerweise kommt es während einer neutralen oder positiven ENSO
Phase deutlich seltener zu der Entwicklung eines Troges in der Höhe
im westlichen subtropischen Atlantik. So herrschten zu Beginn der
laufenden Saison gute Bedingungen für die Entwicklung von tropischen
Stürmen und Hurrikans. Die Folge war Hurrikan ERIN. Dieser war der
frühste Kategorie 5 Hurrikan seit Aufzeichnungsbeginn.


Zudem zeigten sich bei einem Blick auf den östlichen Atlantik und
nach Westafrika deutlich schwächer ausgeprägte African Easterly
Waves. Dies führte nicht nur zu geringeren Niederschlägen in
Westafrika, sondern auch zu schlechteren Anfangsbedingungen für die
Ausbildung eines tropischen Sturms über dem östlichen Atlantik!


Auch in den kommenden Tagen bleibt es im tropischen und subtropischen
Atlantik voraussichtlich sehr ruhig. Erst zum Ende des Monats deuten
sich bessere Bedingungen an. Im mittelfristigen Zeitraum zeigen
einige Modelle eine Abnahme der vertikalen Windscherung und
gleichzeitig eine Abschwächung des subtropischen Hochdruckgebietes.
Dies könnte zusammen mit den immer noch sehr hohen Wassertemperaturen
dazu führen, dass uns in diesem Jahr nach einer sehr ruhigen Phase
eine späte Hurrikan-Saison bevorsteht. In der vergangenen Saison gab
es ebenfalls eine ruhige Phase bis Mitte September und anschließend
konnten noch einige Tropenstürme und Hurrikans beobachtet werden.
Möglicherweise nehmen dann im Oktober auch einzelne ehemalige
Tropenstürme Einfluss auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa. Es
bleibt also sehr spannend.

M.Sc.-Met. Nico Bauer

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.09.2025

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst



Home Impressum Gästebuch oben