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Wetter aktuell


Nicht aufs Glatteis führen lassen



In der Nacht zum Samstag gab es im Norden Deutschlands örtlich
Glatteis durch gefrierenden Sprühregen. Wir erklären, wie es unter
Hochdruckeinfluss dazu kommen konnte und warum diese Prognose für uns
Meteorologen schwierig ist.


Ab dem späten Nachmittag bzw. frühen Abend des gestrigen Freitags kam
es in einem breiten Streifen in etwa von der Elbmündung über Hamburg
nach Berlin und weiter Richtung Frankfurt (Oder) zu einer tückischen
Kombination. Aus einer tiefen, aber nicht besonders mächtigen
Wolkendecke fiel Sprühregen bei Temperaturen knapp unter dem
Gefrierpunkt.

Exemplarisch für die meteorologische Situation in den untersten
hundert Metern der Troposphäre soll der Radiosondenaufstieg von
Lindenberg, südöstlich von Berlin vom Samstag, den 27.12.2025 um 7
Uhr stehen. Sehr ähnliche Bedingungen gab es in der Nacht auch weiter
nördlich und nordwestlich in dem angesprochenen Streifen. Der
Radiosondenaufstieg zeigt am Boden eine Temperatur von etwa -2 Grad,
bis etwa 570 m Höhe nimmt diese auf rund -4 Grad ab, bei praktisch
vollständig gesättigter Luft (Taupunkt=Temperatur). Ein völlig
anderes Bild ergibt sich in 710 Meter Höhe, dort war die Luft etwa +5
Grad "warm" zugleich war die Luft zwar absolut feuchter, relativ
gesehen deutlich trockener als in tieferen Schichten. Dies zeigt sich
an der Differenz von Taupunkt und Temperatur, die deutlich zugenommen
hat und in höheren Luftschichten noch markanter wird. An dieser
Grenzschicht bzw. Inversion zwischen 600 und 700 Meter lag die
Obergrenze der Wolken. Die Niederschlagsbildung fand also darunter
statt.

Bei Temperaturen unter -10 Grad finden sich in Wolken in aller Regel
unterkühlte Wassertröpfchen und erst bei niedrigeren Temperaturen
findet allmählich ein Übergang zu Eiskristallen statt. Im
betrachteten Fall gab es nur unterkühlte Wassertröpfchen. Diese
werden aber erst zum Problem, wenn diese auch aus der Wolke
herausfallen und den kalten Boden erreichen. Dies war ab dem
Freitagabend der Fall. Wahrscheinlich, weil die feuchte Schicht nun
besonders feucht und ausreichend dick war, um Tröpfchen zu
generieren, die schwer genug waren herauszufallen. Am Boden bildete
sich als Folge eine dünne Eisschicht, Glatteis.

Der Meteorologe kann das Potenzial für Glatteis aus den Daten der
Wettermodelle und aktuellen Messungen abschätzen. Die konkrete
Glättesituation vor Ort bei Entstehen des Glatteises ist dann aus der
Entfernung häufig schwierig zu beurteilen. Denn für Glatteis reichen
geringste Mengen an Niederschlag, teilweise zu wenig, um von den
Messstationen detektiert zu werden. Zudem ist bei Temperaturen um 0
Grad am Boden die Grenze zwischen gefrierendem Sprühregen und
"normalem" Sprühregen sehr eng.

Hilfreich sind für uns die Meldungen der Nutzer der WarnWetter-App.
Diese können den Wetterzustand und auch mögliche Glätte melden.
Besonders hilfreich sind mit Bildern versehene Glätte-Meldungen,
damit wir uns im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild von der Lage
machen können. In der folgenden Animation erkennt man den Verlauf der
Meldungen vom 26.12.2025 16 Uhr bis zum 27.12.2025 10 Uhr. Pro Bild
sind jeweils die Meldungen der vergangenen 60 Minuten dargestellt. Zu
beachten ist, dass die Dichte der Meldungen stark abhängig von der
Bevölkerungsdichte ist und somit Hamburg und Berlin besonders
hervorstechen, die Gebiete dazwischen, aber nicht weniger von Glätte
betroffen sein müssen. Auch ein Tagesgang der Meldungen wird
sichtbar. Leicht verständlich gehen um 3 Uhr in der Nacht weniger
Meldungen ein als um 9 Uhr am Vormittag.

Doch genug des Rückblicks wenden wir uns der Wetterprognose zu. Heute
tagsüber hat sich die Glättesituation entspannt, dennoch kann es
örtlich zur Kombination von Sprühregen und Temperaturen unter dem
Gefrierpunkt kommen. Kritischer wird es in der Nacht zum Sonntag.
Dann bestehen in einem Streifen von der Eifel über den nördlichen und
zentralen Mittelgebirgsraum bis nach Sachsen und Südbrandenburg
ähnliche Bedingungen wie in der vergangenen Nacht im Norden.
Besonders in der östlichen Mitte muss mit gefrierenden Sprühregen und
in der Folge mit Glatteis gerechnet werden. Die Meteorologen des
Deutschen Wetterdienstes werden für die am meisten gefährdetsten
Regionen entsprechende Warnungen vor Glätte herausgeben.
Erfahrungsgemäß werden im Laufe der Nacht aber Anpassungen nötig
werden. Neben Messwerten werden dann auch die von Ihnen abgegebenen
Meldungen genutzt. Vielen Dank dafür!


M.Sc.-Met. Thore Hansen

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.12.2025

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