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Wissenschaft kompakt

Schneeflöckchen, Weißröckchen


Zu jeder winterlichen Wunschlandschaft gehören sie! Kleine, sanft
herabschwebende, einzigartige Eisgebilde, die uns verzaubern mit
ihrem filigranen Glanz. Zum Ehrentag der Schneeflocke soll es heute
um Ebenjene gehen.



"Schneeflöckchen, Weißröckchen
Wann kommst du geschneit?
Du kommst aus den Wolken
Dein Weg ist so weit."


Dieses Lied erschallt jedes Jahr, sobald die winterliche Jahreszeit
herannaht. Heute, am 18. Dezember, ist der Ehrentag der Schneeflocke.
Daher wollen wir uns mit diesem faszinierenden Phänomen befassen.


Wie im Liedtext richtig beschrieben, legen Schneeflocken einen nicht
zu unterschätzenden Weg zurück bis wir sie bewundern können. Zuerst
muss Wasserdampf in den festen Zustand übergehen. Dazu sind mehrere
Zutaten von entscheidender Wichtigkeit. Einerseits wird natürlich
Wasserdampf benötigt, damit sich überhaupt Eis bilden kann.
Andererseits muss die Temperatur tief genug sein, um zu verhindern,
dass das Wasser nicht flüssig bleibt. Damit Wassertröpfchen ohne
Hilfe anfangen zu gefrieren, werden Temperaturen unter -35 °C
benötigt (homogene Nukleation). Die sogenannte heterogene Nukleation
ist der deutlich prominentere Weg zur Bildung von Eisteilchen.
Hierbei lagert sich das Eis schon ab etwa -10 °C an einem winzigen
Partikel an.


Je nachdem welche Umgebungstemperatur und -feuchtigkeit herrscht
entstehen unterschiedliche Formen von Eisteilchen. So weisen
Eiskristalle bevorzugt eine plättchen- oder prismaartige Struktur
auf, wenn wenig Wasserdampf vorhanden und es sehr kalt ist.
Sogenannte Dendriten entstehen dadurch, dass sich Feuchtigkeit aus
ihrer unmittelbaren Umgebung an den Eisteilchen anlagert. Die
grundlegende Symmetrie in den Formen ist einer Eigenart des
Wassermoleküls zuzuschreiben, das einen ganz speziellen
Öffnungswinkel von 120 Grad aufweist.


Während des Bildungsprozesses dieser Eiskristalle darf jedoch nicht
vergessen werden, dass diese Teilchen herumgewirbelt werden und sich
die Umgebungsbedingungen andauernd verändern. Sie können teilweise
wieder schmelzen und neu gefrieren oder mal sowohl Plättchen- als
auch Dendritenanteile haben. Außerdem können sie auf ihrem Weg
miteinander kollidieren und wachsen weiter an. Bis sie nach diesem
Chaos bei uns am Boden ankommen, entstehen individuelle Formen,
sodass keine Schneeflocke der anderen gleicht. Besonders akribisch
mit Schneeflocken befasst, hat sich Wilson Alwyn Bentley. Ihm gelang
es, ab 1885 Schneekristalle mithilfe eines Mikroskops zu
fotografieren. Insgesamt über 5000(!) Exemplare untersuchte er und
keines glich dabei dem anderen.


Und was ist nun mit der entscheidenden Frage aus dem Liedtext am
Anfang: Wann kommst du geschneit?


Bei der jetzigen Wetterlage stellt sich eher die Frage: Schneit es
überhaupt? Die vorherrschende Luftmasse ist viel zu mild, als dass
Schnee entstehen könnte, geschweige denn den Boden erreicht.
Gleichzeitig lässt der Höhenrücken mit dem dazugehörigen Bodenhoch
FRIEDA über Südosteuropa die atlantischen Tiefdruckgebiete abprallen,
sodass wir nur schwache Ausläufer abbekommen.


Nach diesen ernüchternden Aussichten wagt man kaum einen ersten Blick
auf die Feiertage zu werfen. Naturgemäß sind die Modellunterschiede
noch groß, doch es scheint sich abzuzeichnen, dass wir zunehmend
unter den Einfluss einer Ostströmung geraten und damit kältere Luft
herangeführt wird. Die gute Nachricht für Schneeliebhaber, 10 Grad an
Heiligabend sind demnach unwahrscheinlich! Zudem geben die Modelle
erste vorsichtige Anzeichen, dass zumindest in den höheren Lagen
etwas Schnee fallen könnte. Es heißt also: Gespannt bleiben und die
Hoffnung stirbt zuletzt.

M.Sc. Fabian Chow

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.12.2025

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