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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Sonntag, den 28.12.2025 um 10.30 UTC Wechselhaft, nass-kalt, im Nordwesten auch mild. Nächte meist frostig mit Glätte. Zunehmend windig. Küsten und Bergland Sturm. Erzgebirge teils markanter Neuschnee. __________________________________________________________ Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 04.01.2026 Bevor wir uns der recht abwechslungsreichen Mittelfrist zuwenden, schauen wir uns zuvor kurz an, welche grundsätzlichen Aussagen mit Hilfe der subsaisonalen Vorhersage im November getroffen werden konnten und das auch an Hand der aktuellen Entwicklung. Gerne kann dieser etwas technischere Abschnitt übersprungen werden. Unter "Aktuelle Mittelfrist" kann dann wie üblich die uns betreffende Mittelfrist nachgelesen werden. Kurzübersicht aktuell: MJO: neutral. Vorhersage zumeist neutral im Einheitskreis der Real-time Multivariate (RMM) NAO: negativ. Vorhersage negativ, aber abschwächend AO: negativ. Vorhersage negativ, abschwächend mit großer Streubreite PNA: negativ. Vorhersage negativ mit Abschwächung Wie bereits im Thema des Tages (16.11.) angedeutet und in der Mittelfrist vom 14. Dezember 2025 beschrieben und wie nun in der aktuellen Mittelfrist bis jetzt auch eingetroffen hat sich die blockierungsfreudige Strömungskonfiguration im europäischen Sektor etabliert. Diese wurde über tropischen, teils auch außertropischen und natürlich besonders auf stratosphärischen Pfaden initiiert, was am 14.12. bereits beschrieben wurde. Gehen wir heute also noch einen kleinen Schritt zurück und werfen einen grundlegenden Blick auf eine/diese subsaisonale Vorhersage und was daraus überhaupt abgeleitet werden kann. Auch hier gilt, dass des Umfangs wegen nur eine grobe Übersicht gegeben werden kann. Was genau versucht man über den subsaisonalen Weg vorherzusagen? Es geht vor allem darum, über die AI/KI und klassisch angetriebene Modellhorizonte hinauszuschauen und grobe/großräumige Änderungen noch früher abschätzen zu können. In unserem aktuellen Fall war Mitte November innerhalb der gängigen Numerik natürlich noch nicht der Vorhersagehorizont der letzten Dezemberdekade erreicht, doch traten innerhalb der Stratosphäre und davon konstruktiv beeinflusst mehrere Anomalien auf (u.a. Amplifikation der MJO durch Anpassung der Brewer-Dobson Zirkulation), die das Potential hatten, sich zeitversetzt auch bei uns auszuwirken - hier etwas lapidar als "Fernwirkung" bezeichnet. Worum geht es dabei? Durch kräftige Anomalien werden Störungen induziert, die sich irgendwann auch stromab auswirken können. In unserem Fall war es der Polarwirbel in der Stratosphäre sowie die durch den Polarwirbel amplifizierte MJO. Neben diesen gibt es aber zahlreiche weitere nieder- und höherfrequente Oszillationen sowie unzählige Telekonnektionen und variable Randbedingungen (z.B. Eisbedeckung, SST Anomalien etc.), die solche Signale konstruktiv oder destruktiv beeinflussen. Somit ist also nicht mal sicher, dass die Fernwirkung dieser Anomalien genauso umgesetzt wird, wie es die Statistik sagt. Als Beispiel: MJO in Phase 7 könnte die Blockierung in gewissen Sektoren wie dem Nordostatlantik erhöhen. Die Aussage aus all dem ist nun, dass durch das konstruktive Zusammenarbeiten der Anomalien z.B. mit entsprechendem Zeitversatz das zonal gemittelte Potenzial für Blockierungslagen erhöht ist - wo auch immer das letztendlich eintreten wird. Mit Einbeziehen statistischer Auswertungen können aber aus dem zonalen Mittel ggf. Regionen hervorgehoben werden, wo das Potenzial für Blockierungslagen zunimmt - in unserem Fall war es Skandinavien und Grönland. Natürlich beeinflusst die Dynamik der synoptischen Druckgebiete deren Geometrie und Platzierung maßgeblich, sodass damals im November auch nur eine Tendenz zur Blockierung gegeben werden konnte. Daraus konnte man wiederum eine grundsätzlich erhöhte Wahrscheinlichkeit für Kaltluftadvektion ableiten. Was war also nun der Erkenntnisgewinn? Mit Vorlauf zu den grundsätzlich eh schwankungsfreudigen IFS-ENS Subsaisonalvorhersagen konnte der dann antizipierte Abkühlungstrend erwartet werden. Ausmaß und Schwerpunkte der Temperaturanomalien sind natürlich unsicher, lagen in unserem Fall aber recht klassisch verteilt über Europa. Erst danach, im Verlauf des Dezembers, wurde dieses Signal auch in die Numerik eingebaut (was bei den klassischen "verification scores" mit einem temporären Absacken einherging - die Numerik war sehr sprunghaft). Der Mehrwert ist einer, der besonders beim Energiehandel geschätzt wird: man kann versuchen im Wahrscheinlichkeitsbereich großräumige und ggf. auch anhaltende Änderungen innerhalb der Strömungskonfiguration (deutlich) vor der gängigen Numerik zu erkennen. Natürlich gibt es hier eigentlich immer irgendwelche Überraschungen, da wir hier u.a. von Signalen aus äußerst datenarmen Regionen sprechen (Stratosphäre) und mit Werkzeugen hantieren, die per se sehr großen Schwankungsbreiten und Unsicherheiten unterworfen sind (z.B. MJO Vorhersagen). Wenn man sich aber auf den vergleichsweise sehr unsicheren und recht überschaubaren Mehrwert einlässt und immer wieder neu angepasste Tendenzabschätzungen einbaut, dann kann diese Herangehensweise nicht selten hilfreich sein, um gegen oder mit den numerischen Vorstellungen eine Vorhersage aufzuspannen. Da die Mittelfrist auch von solchen subsaisonalen Entwicklungen beeinflusst wird, macht deren Betrachtung und Validierung Sinn, um darauf aufbauend die jeweils aktuelle Mittelfrist aufzuspannen. Wir gingen nun mit der Erwartung in die subsaisonale Vorhersage, dass die Blockierung zunehmen würde. Doch ist blocking gleich blocking? So "rot" auch die Häufigkeitsverteilung der Wetterregimesvorhersage des IFS-ENS erstrahlte, so variabel baute sich diese Blockierung auf. Synoptisch forcierte Blockierung: Ab dem Nikolaustag bis zum Beginn der dritten Dezemberdekade dominierte eine anhaltende Blockierung über Osteuropa, wohl das Ergebnis aus einem agilen Nordatlantik peripher des kanadischen Polarwirbels in der Troposphäre. Reges antizyklonales Wellenbrechen mit weit südwärts ansetzenden feucht/warmen Warmfrontbändern und beständigem negativen PV-Transport stützte wohl diese Blockierung. Auch die klassische "Stautheorie" träfe hier zu: ein hohes Maß an zonalen Wellenflüssen laufen irgendwann auf und initiieren einer solche Blockierung (zonal ausgerichteter Jet verwellt und bricht). Die Verschiebung des synoptischen backgrounds (hier: Abschwächung des kanadischen Polarwirbels) sorgte für eine ebenso rasche Auflösung der Blockierung (im subsaisonalen Vorhersagebereich bezüglich Intensität und Platzierung schwer zu erfassen). Gemischt forcierte Blockierung (Synoptik und Fernwirkung): In der Folge traf dann die amplifizierende Fernwirkung aus der Stratosphäre mit dem MJO Signal ein, was Ende Dezember die Blockierungsfreudigkeit über Skandinavien/Grönland erhöht hat. Hier steigt die Zuversicht der Vorhersagegüte im subsaisonalen Bereich dank der häufig dominanten Fernwirkung. Wie am 14.12. beschrieben lief aber nicht alles glatt, sodass recht früh absehbar war, womit die Numerik auch aktuell ihre Probleme hat: Blockierungsversuche werden entweder überrannt und geglättet, oder aber sie werden durch WLA gestützt. Somit hadert die Numerik aktuell damit, dass es keine sattelfeste und stationäre Blockierung ist, sondern eher eine pulsierende und wandernde (siehe Zeit-Längen Diagramm des IFS-ENS). Allerdings hat das Grönlandhoch mittlerweile aber eine gute Vorhersagegüte mit imposanten Geopotenzialanomalien erreicht. Um es stark vereinfacht auszudrücken: die Grundlagen für eine herausragende und letztendlich wohl auch effektive Winterperiode sind in den vergangenen Wochen gelegt worden, die Wintertür wurde aufgestellt. Für das Öffnen und Durchqueren dieser Wintertür fehlt aktuell aber noch der entscheidende Schubs, sei es per neuem MJO Zyklus oder durch Änderungen bei der globalen Impulsbilanz. So bleibt die positive Geopotentialanomalie über Grönland und später dem Nordostatlantik wohl noch länger erhalten, allerdings mit Unsicherheiten, wie weit polwärts der Keil reichen wird und wie solide er der Westdrift standhält. Unter dem Strich sieht es also eher nach etwas "Temporärem" und nicht "Nachhaltigem" aus. Wie sehen die treibenden Kräfte in der erweiterten Mittelfrist bis in den Januar aus? Im Gegensatz zur Monatsmitte November fällt aktuell eine Trendaussage schwer wegen zahlreicher gegensätzlicher Antriebe. Schlecht für eine anhaltend winterliche Witterung: Die Kopplung zwischen Stratosphäre und Troposphäre ist und bleibt sehr unsicher. Mit nun nachlassenden vertikalen Wärmeflüssen gewinnt der Polarwirbel in der Stratosphäre in der Höhe wieder an Kraft (über das Klimamittel ansteigend), doch sackt das Ensemble in der Folge nun von Lauf zu Lauf wieder deutlicher ab (u.a. Anfälligkeit des SPV bei östlicher QBO und nachhallender La Nina). Solange aber keine Kopplung stattfindet stört diese Entwicklung vorerst wenig, hängt aber drohend über der Vorhersage. Gut für eine winterliche Witterung: Eben die fehlende Kopplung lässt den Polarwirbel in der Troposphäre weiterhin recht schwach daherkommen (wenngleich mit hoher Memberstreuung z.B. in 100 hPa). Was nun aber auffällt ist eine allmähliche Strukturierung des kanadischen Polarwirbels in der Troposphäre (TPV), was die eisige kanadische Luftmasse wieder mehr gen Nordatlantik drücken sollte. Was das bedeutet, kann man sich ja ausmalen. Gleichzeitig sind wir noch mitten in der "Absink-/Tropfphase" nach der Störung des SPV von Ende November und dieser Nachhall kann sich noch bis weit in den Januar ziehen. Damit wäre grundsätzlich gegeben, dass bei jedem gut positionierten Brechen einer planetaren Welle eine gröbere Störung der Strömung initiiert werden kann. Gut oder weniger gut (wie man es sehen möchte) sind die aktuell abwesende MJO etc., die den Istzustand noch konservieren. Zusätzlich schwächen sich nun die Signale aus der Stratosphäre und den Tropen weiter ab, hallen aber teils noch nach, was innerhalb der Numerik jedoch nur schwer erfasst wird. Allerdings ergeben sich aktuell interessante Entwicklungen innerhalb der globalen Impulsbilanz, deren Entwicklung hier zu weit führen würde und aktuell noch den Atlantikjet in beide Richtungen auslenken könnte (Intensivierung/Wellenbrechen). All das lässt einen etwas an der euphorisch anmutenden (kalten) subsaisonalen Vorhersage des IFS-ENS zweifeln, die per se eh schon am kalten Rand der Ensembleschar verweilt. Der sinnvollste, wenngleich auch einfachste Weg im Januar wird wohl eine Mischung aus diesen Signalen sein: zunehmender Westdrang (u.a durch einen sich erholenden und besser positionierenden kanadischen TPV), jedoch bei richtig angesetztem Wellenbrechen mit gröberen Störungsimpulsen, die für winterliche Überraschungen gut sein können. Mit dieser auf den ersten Blick eher neutral erscheinenden Aussage bleibt der Fokus in der erweiterten Mittelfrist auf allen Initiatoren gerichtet, die Blockierungen hervorrufen können. AKTUELLE MITTELFRIST Doch wie sieht nun die aktuelle Mittelfrist aus, die sich vom Mittwoch, den 31.12.2025 bis zum Sonntag, den 04. Januar 2026 erstreckt? Diese steht ganz im Zeichen einer retrograden und wahrlich imposanten Keilverlagerung in Richtung Grönland sowie einem umfangreichen Langwellentrog über weiten Bereichen Skandinaviens und Mittel-/Osteuropas. Die den Keil umlaufenden Störungen induzieren entlang des hyperbaroklinen Randbereichs des Troges wiederholt Störungen. Zunächst über der Grönlandsee und in der Folge unter Aufsplitten der Energie bzw. unter Abschwächung nach Osteuropa ziehend. Danach wird am Silvestertag peripher der Dänemarkstraße unter einer dualen Jetkonfiguration und somit deutlich entwicklungsförderlicher eine weitere Zyklogenese induziert, die sich nach IFS-ENS recht übereinstimmend in den Folgetagen zu einem steuernden 975/980 hPa Sturmtief über Südskandinavien entwickeln soll (allerdings noch mit recht hoher zonaler Streubreite der Member). Diese verlagert sich unter Abschwächung bis zum kommenden Wochenende zur Ostsee, wird aber rückseitig durch Überströmen u.a. des Norwegischen Gebirges immer wieder neu regeneriert. Diese Entwicklung sorgt für ein dominantes Ausströmen der polaren Kaltluftmasse in Richtung Nordwesteuropa/Nordostatlantik und bringt uns trotz der Blockierung eine "verkappte" Westdrift (am Südrand der umfangreichen Zyklone über Skandinavien). Es ist noch unsicher, inwieweit nach Abzug des Tiefs zur Ostsee wirklich kalte Luftmassen auch uns erreichen können - eher nur temporär und in abgeschwächter Form. Zusätzlich unterläuft den Grönlandkeil ein kräftiger Abtropfprozess, der mit hoher Memberstreuung bezüglich Lage und Intensität noch größeren Unsicherheiten unterworfen ist. Dessen WLA könnte aber über Teilen Mitteleuropas entweder für eine Luftmassengrenze oder eine agile Zyklogenese peripher dieser Luftmassengrenze gut sein, was für das kommende Wochenende auch bei uns ein Thema werden könnte. Somit sind eingangs der Mittelfrist Niederschläge für weite Bereiche Nord- und Ostdeutschlands ein Thema, geprägt durch einen zunächst schleifenden, im Verlauf der Nacht zum Donnerstag als Warmfront ostwärts abziehenden Frontenzug. Je nach Dauer dieser nordwestlichen Anströmung können dadurch im Stau des Erzgebirges stark verwehte markante Neuschneemengen bis Donnerstag fallen. Auch sonst sind im Nordosten mit Einsetzen des Niederschlags Schneefälle bis ins Tiefland zu erwarten, die mit besserer Durchmischung im Tiefland alsbald in Regen übergehen. Derweilen herrscht im Südwesten hoher Druck mit einem freundlichen, in Richtung Schwarzwald/Oberschwaben/Allgäu auch sonnigen Gesamtcharakter vor. Am Donnerstag und Freitag verwischen die thermischen Kontraste am Südrand der kräftigen Zyklone über Südskandinavien innerhalb einer gut durchmischten westlichen Anströmung. Es bleibt insgesamt wechselhaft, im Süden am Donnerstag auch noch stabil. Dabei dominiert im Norden meist die flüssige Phase, kann aber auch hier je nach Tageszeit und Intensität kurzzeitig als Nassschnee fallen. Über der Deutschen Bucht sind einzelne Kaltluftgewitter möglich. Über der Mitte dominiert besonders oberhalb von 400 m die feste Phase und entlang der zentralen Mittelgebirge kann es für einige Zentimeter Neuschnee reichen. Zum kommenden Wochenende nehmen die Unsicherheiten deutlich zu, was der sich strukturierenden Luftmassengrenze geschuldet ist. Diese könnte in mehreren Schüben für markantes winterliches Ungemacht gut sein, wobei es trotz des stabilen synoptischen Hintergrundes dank anhaltender feiner Diskrepanzen in dieser hochdynamischen Umgebung noch keinen Sinn macht, mögliche Schwerpunkte schon jetzt herauszuarbeiten. Besonders bei einer fokussierten und recht stationären Luftmassengrenze wären erhebliche Neuschneemengen denkbar, die bei einer initiierten Zyklogenese überregional auffächern und mit markanten Mengen aufwarten. Es stehen auf jeden Fall spannende Zeiten bevor und im Übergangsbereich könnte das Zusammenspiel aus Schnee und temporär einsetzendem Hochdruck für eisige Nächte gut sein. Die Höchstwerte liegen bei nass-kalten 1 bis 6 Grad, wobei die Unsicherheiten zum Ende mit der fraglichen Lage der Luftmassengrenze größer werden. Im Bergland herrscht leichter Dauerfrost. In den Nächten muss je nach Durchmischung und Bewölkungsverteilung meist mit leichtem bis regional auch mäßigem Frost gerechnet werden, wobei die Option für strengen Nachtfrost zum Ende der Mittelfrist über Neuschnee wenigstens lokal zunimmt. Der Wind spielt in dieser Mittelfrist eine größere Rolle. Frischt dieser am Mittwoch bevorzugt im Umfeld der See und im östlichen Bergland stürmisch aus Nordwest auf, so droht am Donnerstag bis in die Nacht zum Samstag im Bergland/an der See durchweg Sturm aus West bis Südwest, über der Deutschen Bucht zum Freitag zunehmend aus Nordwest. Auf dem Brocken sind zeitweise auch unwetterartige Böen zu erwarten. Im Tiefland weht der südwestliche Wind stark böig, dem Tagesgang folgend zeitweise auch stürmisch. Zum kommenden Wochenende schwächt sich der südwestliche Wind insgesamt ab, bleibt aber im Umfeld der Küsten sowie im Bergland markant. __________________________________________________________ Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs Bis einschließlich Freitag weist das ECMWF eine gute Konsistenz auf. Es hebt dabei eine recht komplexe Grundstruktur hervor, die aus einem umfangreichen Langwellentrog über Skandinavien/Osteuropa sowie einem von einem Abtropfprozess unterlaufenen Grönlandkeil besteht. Der Trog und der Keil werden bezüglich Intensität und Lage gut erfasst. Gröbere Diskrepanzen ergeben sich beim Energietransfer in den Abtropfprozess, der in den jüngsten 4 Modellläufen immer nördlicher und östlicher berechnet wird (wenngleich mit überschaubaren Verschiebungen). Dies wiederum hängt damit zusammen, dass das Modell den Grönlandkeil etwas nördlicher aufspannen lässt, was wiederum dem zyklonalen Wirbel in eher subtropischen Bereichen mehr Spielraum nach Nordosten gewährt. Gleichzeitig ergibt sich ein imposantes Maximum der normalisierten Standardabweichung des 500 hPa Geopotenzials und zwar im Südwestquadranten dieses Troges. Dies hebt hervor, dass dieser noch weiter südwärts ausgreifen könnte, als bisher erwartet wird. Das wiederum kann dessen Ostverlagerung in weiteren Modellläufen noch etwas ausbremsen und der Kaltluft über Mitteleuropa etwas mehr Zeit geben, nach Süden auszugreifen. Zum Ende dieser Mittelfrist (kommendes Wochenende) soll sich aus heutiger Sicht das Grönlandhoch wieder südwärts in Richtung Nordostatlantik ausdehnen, was Auswirkungen auf die Geometrie des europäischen Langwellentroges hat (und auf dessen Interaktion mit dem Atlantiktief). Diese Interaktion bewirkt auch, dass dann mit die höchsten (normalisierten) Standardabweichungen beim 500 hPa Geopotential über Island/Nordwesteuropa zu finden sind, was die Unsicherheit hervorhebt, wie weit westlich der Langwellentrog letztendlich ausgreift. Insgesamt sprechen wir von einer Mittelfrist, die von EZ zumeist gut erfasst wird. Die Entwicklung des Abtropfprozesses über dem Nordostatlantik sollte weiter im Auge behalten werden, ist diese letztendlich mit entscheidend für das Aufspannen einer optionalen Luftmassengrenze über Mitteleuropa zum Ende der Mittelfrist. Die Unsicherheiten sind aber noch sehr groß. __________________________________________________________ Vergleich mit anderen globalen Modellen Auch die anderen internationalen Modelle sehen die Entwicklung meist recht ähnlich. Die größten Unsicherheiten gibt es durch den Abtropfprozess über dem offenen Nordostatlantik, wo EZ mittlerweile die nördlichste und GFS eher die südlichste Position einnimmt. GFS fing sich erst in den jüngsten 3 Modellläufen und unterliegt noch stärkere (retrograden) Korrekturen beim Grönlandhoch. Hier liegt die Vermutung nahe, dass sich NCEP noch dem recht stabilen EZ weiter annähern könnte, was das Höhentief über dem Atlantik in Folgeläufe des GFS noch etwas weiter nach Norden drücken würde. Auch die Kanadier sehen diese Entwicklung sehr ähnlich zum EZ. Somit lässt sich sagen, dass alle Modelle die grobe Entwicklung gut erfassen, es aber noch größere Unsicherheiten bei der Struktur und Platzierung des umfangreichen Tiefs über dem subtropischen Atlantik gibt. Diese Unsicherheiten dürften auch noch etwas andauern, da der angesprochene Abtropfprozess erst noch initiiert wird. Für uns ist diese Entwicklung von großer Bedeutung, wird dadurch eine gut ausgeprägte zonale Luftmassengrenze aufgespannt, die wohl Mitteleuropa beschäftigen dürfte. Feine Unterschiede wirken sich jedoch in dieser hoch baroklinen und dynamischen Umgebung sehr schnell und auch weitreichend aus! Wichtig ist aber jetzt erstmal, dass die synoptische Grundstruktur und auch die Luftmassengrenze aktuell von allen Modellen mitgetragen werden - bei ICON und GFS fokussiert über Süddeutschland, sonst etwas nördlicher. __________________________________________________________ Bewertung der Ensemblevorhersagen Die Clusteranalyse beginnt die Mittelfrist solide mit dem klimatologischen Regime eines Atlantikrückens mit einem imposanten Schwerpunkt über Grönland. Stromab ist in allen 3 Clustern ein umfangreicher Langwellentrog über Skandinavien/Osteuropa auszumachen. Bei allen Optionen wird der Westen Deutschlands von einem progressiven Keil mit geringer Amplitude beeinflusst, während der Osten durch einen schleifenden Frontenzug Niederschlag zu erwarten hat. Dessen Lage unterscheidet sich zonal gesehen etwas, sonst ergeben sich aber keine nennenswerten Diskrepanzen. Donnerstag bis Samstag werden zwei Cluster angeboten, zunächst dominant mit dem klimat. Regime eines Atlantikrückens. In der Folge weicht das Regime auf mit einem Cluster und negativer NAO sowie mit einem, der den Atlantikrücken hervorhebt. Egal wie man es betrachtet, beide Cluster heben am Ostrand des intensiven Rückens eine cross-polare Strömung hervor, die in den umfangreichen Langwellentrog über Mittel-/Osteuropas mündet. Dabei findet dieses Mal der Hauptast der Advektion in Richtung Nordwesteuropa/Nordostatlantik gerichtet statt, was die polare Luftmasse sukzessive modifiziert. Deutschland verbleibt am Südrand des umfangreichen zyklonalen Wirbels in einer strammen westlichen Anströmung. Zusätzlich wird in beiden Clustern recht einheitlich der den blockierenden Keil unterwandernde Energietransfer in Form eines kräftigen Tiefs gezeigt, dessen Einbinden zum kommenden Wochenende in den europ. Langwellentrog noch etwas variabel angedeutet wird. Besonders nach dem deutlich stärker besetzten ersten Cluster wäre eine ausgeprägte Luftmassengrenze über Teilen Mitteleuropas zu erwarten mit einem erhöhten Potenzial für ein nennenswertes Schneefallereignis. Zum Ende dieser Mittefrist und übergehend in die erweiterte Mittelfrist ändert sich kaum etwas. Zwei Cluster sind vorhanden, wobei der erste "NAO negativ" und der zweite einen deftigen "Atlantikrücken" hervorheben. Je nach Lage des Troges und seiner Tendenz, retrograd zu regenerieren wäre entweder eine kältere nordwestliche oder mäßig kalte westliche Anströmung eine Option und auch in der Folge bleibt die (zu hohe?) Zuversicht mit nur einem Cluster erhalten. Grundsätzlich wird mit einem fehlenden markanten Kältepolster über Skandinavien/Nordosteuropa das Potenzial erhöht, dass recht zügig marine Luftmassen aus Westen herangeführt werden könnten. Die Meteogramme in Deutschland sprechen auch eine recht eindeutige Sprache: nass-kalt mit Höchstwerten um/etwas über 0 Grad, im Nordwesten anfangs auch milder mit 5 Grad oder etwas mehr und mit meist leichten, im Süden/Bergland vermehrt auch mäßigen Nachtfrösten. Neuschnee ist besonders im Bergland und dessen Staulagen durchweg ein Thema. Im Tiefland kann sich zeitweise eine nasse Neuschneedecke bilden, wobei hier regionale Überraschungen möglich sind. Im Süden nehmen aus heutiger Sicht die Optionen für markanten Neuschnee zum kommenden Wochenende laut dieser EZ Diagramme zu. Die Rauchfahnen der 850 hPa Temperatur sind zumeist eng gebündelt und beginnen erst zum Ende besonders im Süden entlang der optionalen Luftmassengrenze stärker zu streuen. Meist liegen sie im unteren/mittleren negativen einstelligen Bereich. Die Rauchfahnen beim 500 hPa Geopotenzial gehen insgesamt zurück und das bei einer zum kommenden Wochenende von Nord nach Süd zunehmenden Memberstreuung. _________________________________________________________ Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen Die Anzeichen für markante Wettererscheinungen nehmen insgesamt etwas zu, die Unsicherheiten sind aber vor allem beim Niederschlag noch sehr groß. WIND: Am Mittwoch sind im Zuge einer markanten Höhenjetpassage allgemein im zentralen und östlichen Bergland sowie auf den östlichen Alpengipfeln markante Böen aus West bis Nordwest zu erwarten. Je nach Höhenlage Bft 8 bis 9, im exponierten Erzgebirge und dem Bayerischen Wald sowie auf den östlichen Alpengipfeln teils auch schwere Sturmböen Bft 10. Über der Deutschen Bucht weht ein stürmischer Westwind (Bft 8). Von Donnerstag zum Freitag wird von Nord nach Süd ausdehnend peripher eines kräftige Höhenjets am Südrand des Tiefs über Skandinavien ein kräftiger Westwind erwartet mit meist 40 bis 55 kt, im Norden teils um 60 kt in 850 hPa. Ohne größere Schwerpunkte herauszuarbeiten bedeutet das im Tiefland eine Bft 7/8 Mischung (tagesgangabhängig) mit durchweg markanten Böen im Bergland (je nach Höhenlage Bft 8 bis 12, wobei die höchsten Spitzen z.B. exponiert den Brocken betreffen). Dies gilt auch für das Küstenumfeld mit markanten Böen Bft 8 bis 9. Allerdings ergeben sich noch erhebliche Unsicherheiten bei zeitlichen/regionalen Schwerpunkten. Samstag und Sonntag insgesamt nachlassender Höhenwind. Weiterhin im Bergland und entlang der Küsten markante Böen Bft 8, im exponierten Bergland Bft 9 aus West. NIEDERSCHLAG: Mittwoch zum Donnerstag sind markante Neuschneemengen im Erzgebirge mit 10 bis 20 cm nicht ausgeschlossen und abhängig von der Lage der schleifenden Front. Zum kommenden Wochenende mehren sich die Signale für signifikante Neuschneemengen (GFS mit unwetterartigen Mengen in Richtung Südwestdeutschland, EZ und Kanadier eher die westliche Mitte mit markanten Mengen betreffend). Schwerpunkte sind noch keine erkennbar, das Potenzial ist aber wenigstens regional vorhanden. VERWEHUNGEN: Im oberen Erzgebirge sind markante Verwehungen von Mittwoch zum Donnerstag nicht ausgeschlossen. FROST: Zum Ende der Mittelfrist nimmt über optionalen Schneeflächen das Potenzial für strengen Frost zu. Die Unsicherheiten sind aber auch hier noch groß. GEWITTER: Donnerstag und Freitag sind über der Deutschen Bucht einzelne Gewitter mit markanten Böen wenig wahrscheinlich. ________________________________________________________ Basis für Mittelfristvorhersage IFS, IFS-ENS, GEFS, MOSMIX mit Anpassungen ________________________________________________________ VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy |
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